Ehemaliges Waisenhaus, heutiges Gesundheitsamt in Oranienburg
Ehemaliges Waisenhaus, heutiges Gesundheitsamt in Oranienburg (Brandenburg)

Die Public Health Data Strategy (PHDS) der US-amerikanischen CDC zeigt, wie moderne Datensysteme die öffentliche Gesundheit stärken können. Ziel ist es, Daten schneller nutzbar zu machen, Prozesse zu vereinheitlichen und Entscheidungen nahezu in Echtzeit zu ermöglichen. Auch für Deutschland, das seine Gesundheitsdaten-Infrastruktur modernisiert, ergeben sich daraus wertvolle Anregungen.

Was die USA umsetzen

Die PHDS setzt klare Meilensteine:

    • Bis 2025 stellt die neue Plattform 1CDP mindestens drei zentrale Datenquellen bereit (z. B. Notaufnahmen, Labore, Fallmeldungen).

    • Bis 2026 sollen es mindestens fünf Datenquellen sein, ergänzt um zehn Analyse-Tools.

    • Standards wie FHIR sichern die Austauschbarkeit von Informationen, etwa zu Geburten oder Sterbefällen.

    • Automatisierte Meldesysteme für Labordaten oder Bettenkapazitäten sollen das Personal entlasten.

    • Wiederverwendbare Bausteine (DIBBs) und moderne Dashboards erhöhen die Übersicht, z. B. bei Atemwegserkrankungen.

Damit wird nicht alles sofort „Echtzeit“, aber Schritt für Schritt entsteht ein deutlich effizienteres System.

Relevanz für Deutschland

Auch hierzulande erschweren zersplitterte Datensysteme und Bürokratie den Gesundheitsalltag. Mit dem neuen Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), dem Health Data Lab beim BfArM und der Digitalisierung im Öffentlichen Gesundheitsdienst sind erste Grundlagen gelegt. Der im März 2025 gestartete European Health Data Space (EHDS) erleichtert zudem den sicheren Datenaustausch in Europa.

Von der PHDS lassen sich mehrere Prinzipien ableiten:

    • Gemeinsame Standards für Daten und Schnittstellen,

    • Automatisierung, um Fachkräfte von Routineaufgaben zu entlasten,

    • Transparente Dashboards, die schnell zeigen, wo Handlungsbedarf besteht,

    • Kooperationen zwischen Behörden, Kliniken und Forschung.

Fazit

Die US-Strategie macht deutlich: Digitalisierung im Gesundheitswesen ist kein Selbstzweck, sondern verbessert konkrete Abläufe – von der Infektionsüberwachung bis zur Krankenhausplanung. Für Deutschland lohnt es sich, diese Impulse aufzunehmen und an die eigenen Strukturen anzupassen. So können wir eine Gesundheitsversorgung schaffen, die krisenfester, effizienter und näher an den Bedürfnissen der Menschen ist.

Quellenempfehlungen
1. CDC Public Health Data Strategy (PHDS) 2025–2026
URL: https://www.cdc.gov/public-health-data-strategy/php/about/phds-milestones-2025-and-2026.html
Fokus: Technische Meilensteine der US-Strategie (Echtzeit-Datenplattformen, Automatisierung, FHIR-Standards).
Nutzen: Inspiration für deutsche Digitalisierungsprojekte (z. B. ePA, Surveillance-Systeme).
2. Analyse des deutschen Public-Health-Systems
Quelle: ScienceDirect-Artikel (Public health in Germany: structures, dynamics, and ways forward).
URL: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2468266725000337
Fokus: Schwächen des deutschen Systems (Fragmentierung, Interoperabilitätsdefizite).
Nutzen: Kontext für die Übertragbarkeit US-amerikanischer Ansätze.
3. Europäische Digitalisierungsinitiativen
Quelle: PMC-Artikel (A European roadmap to a digital epidemiology in public health).
URL: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11066199/
Fokus: Lösungsansätze für Deutschland (ÖGD-Pakt, SORMAS, Open-Source-Strategien).
Nutzen: Praxisnahe Handlungsempfehlungen für den deutschen ÖGD.

Quellen:
* Bildnachweis: Ehemaliges Waisenhaus, heutiges Gesundheitsamt in Oranienburg (Brandenburg). Wikimedia, von DreizungEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Autor: Rainer H. Bubenzer, Eichstädt bei Berlin, 29. August 2025.