Gesundheit
Als Lobby für Gesundheitsförderung und Prävention sorgen wir uns um ein Gesundheitswesen, das der Gesundheit des einzelnen Menschen und der gesamten Bevölkerung dient. Diese Verpflichtung aus der Bundesärzteordnung gilt für alle Akteure und Organisationen der gesundheitlichen, pflegerischen, psychosozialen Systeme und auch für das Bildungssystem. Wir wünschen allen Bürger*innen „Gesundheit!“ und wollen erreichen, dass möglichst wenig Erkrankungen entstehen und auch, dass Krankheitsverläufe soweit möglich gemildert werden. Menschen, die an einer Erkrankung leiden, wollen gesehen, beteiligt und zur Selbsthilfe oder zur eigenen Gesundheitsförderung befähigt werden. Dafür bedarf es auch eines neuen Verständnisses von Medizin.
Vier abgeschlossene Regionen, Inseln oder Halbinseln, in denen die Bewohner*innen überdurchschnittlich gesund bleiben und alt werden, haben Forscher ausfindig gemacht und ausführlich untersucht: Okinawa in Japan, Sardinien in Italien, Ikaria in Griechenland und Nicoya in Costa Rica. Die Lebenswelt der Menschen in diesen Regionen ist auch ihr soziales Zuhause und über Generationen hinweg haben sie sich an die vorhandene Natur und die dort übliche Lebensweise angepasst. Ein großer Stellenwert kommt hierbei der Ernährung und Bewegung zu. Eine Ernährungsweise mit viel Gemüse und Obst und wenig Fleisch ist selbstverständlich. Regionale Produkte werden zumeist verwendet und natürlich zubereitet. Gegessen wird also das, was vor Ort wächst und vorhanden ist. Industriell verarbeitete Lebensmittel sind nicht die Regel, genausowenig wie ein Essen im Überfluss.
Bewegung gehört zum Alltag, alle sind viel draußen und körperlich hoch aktiv. Die seelische Gesundheit spielt eine besonders wichtige Rolle. Soziale Teilhabe ist für alle selbstverständlich und Einsamkeit gibt es faktisch nicht. Das mit Abstand Wichtigste aber ist eine sinnvolle Aufgabe, eine innere Leidenschaft für die eigene Sache und das Gefühl, noch gebraucht zu werden und eine soziale Bedeutung zu haben. Der Tag hat eine Struktur und geschlafen wird ausreichend und gut.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse belegen, dass in Regionen mit hoher Lebenserwartung und allgemein guter Gesundheitslage die Ernährung, Bewegung, soziale Teilhabe und das Streben nach Sinn und Bedeutung für andere Menschen oder Lebewesen entscheidend sind. Seelische Gesundheit fördert auch das leibliche Wohl. Ernährungsweisen wie die Planetary Health Diet verbinden dabei die individuelle Gesundheit mit der Gesundheit unseres Planeten.
Diese Erkenntnisse lehren uns, in welche Richtung sich die Lebenswelten des Wohnens, des Lernens, des Studierens, der medizinischen und pflegerischen Versorgung oder der Freizeitgestaltung einschließlich des Sports entwickeln müssen. Die sozialen Systeme von Medizin, Pflege, Psychosozialen Diensten, Sozialer Arbeit, Bildung und Gemeinwesenarbeit müssen künftig miteinander kooperieren und sich wechselseitig ergänzen.
Gesundheitsförderung umfasst alle Maßnahmen, die den einzelnen Menschen in seinen gesellschaftlichen Lebenswelten befähigen, für individuelle und soziale Gesundheit sorgen zu können. Ziel ist dabei die kontinuierliche Verbesserung von Kompetenzen einer gesundheitsbewussten Lebensweise und die Förderung von materiellen und psychosozialen Ressourcen zum Schutz und zur Stärkung der Gesundheit. Das Streben nach gesundheitlicher Chancengleichheit und einem gesellschaftliche Nachteilsausgleich steht im Zentrum.
Eine Gesundheitsversorgung für Longevity, für ein langes und gesundes Leben gelingt allgemein, wenn die Gesundheit stark und Krankheiten selten sind. Was aber stärkt die Gesundheit? Die sogenannten Blauen Zonen unserer Erde belegen deutlich, dass Lebensweise und Lebenswelt für das Gelingen einer gesundheitsförderlichen Lebenskultur medizinisch wie politisch unterschätzt werden.